April 18, 2025

Auswirkungen der aktuellen Wechselkurse auf den internationalen Agrarhandel

Die US-Notenbank (Fed) hält den Leitzins weiter hoch, während die Europäische Zentralbank (EZB) jüngst Zinsen gesenkt hat. Diese Divergenz treibt den US-Dollar gegenüber dem Euro auf neue Höhen – mit spürbaren Folgen für den globalen Agrarhandel. Doch warum beeinflusst ausgerechnet die Stärke des Dollars Weizenpreise, Sojaexporte und die Margen von Landwirten weltweit? Die Antwort liegt in der Rolle des Dollars als globale Leitwährung.

 

Der Dollar: Das Rückgrat des Welthandels

Rund 80% aller internationalen Handelsgeschäfte werden in US-Dollar abgewickelt – auch Agrarrohstoffe wie Weizen, Raps, Mais oder Sojabohnen. Das bedeutet:

  • Preisbildung in Dollar: Ein brasilianischer Sojaproduzent, ein europäischer Futtermittelhändler und ein ägyptischer Weizenimporteur handeln alle in Dollar.
  • Währungsrisiken: Schwankungen des Dollar-Kurses wirken sich direkt auf die Kaufkraft von Importeuren und die Erlöse von Exporteuren aus.

 

Wie ein stärkerer Dollar den Agrarhandel verändert

  1. Teurere US-Exporte: Ein kräftiger Dollar macht US-Agrargüter für ausländische Käufer teurer. Beispiel: Kostet eine Tonne US-Soja 500 USD, muss ein europäischer Händler bei einem Wechselkurs von 1,05 EUR/USD (statt z. B. 1,15) mehr Euro aufwenden, um denselben Betrag in Dollar zu zahlen. Folge: Nachfrage nach US-Ware sinkt, Wettbewerber wie Brasilien profitieren.

  2. Schuldenlast für Entwicklungsländer: Viele Agrarimporteure (z. B. in Afrika oder Asien) leihen sich Dollar, um Getreide oder Düngemittel zu kaufen. Steigt der Dollar, werden ihre Schulden in lokaler Währung unbezahlbarer – das verschärft Versorgungskrisen.

  3. Höhere Inputkosten: Landwirte weltweit kaufen Saatgut, Pestizide und Maschinen oft in Dollar. Ein starker Dollar verteuert diese Importe – die Produktionskosten steigen, Margen schrumpfen.

Die Zinspolitik als Treiber

  • Fed hält Zinsen hoch: Attraktive US-Zinsen ziehen Kapital an, die Dollar-Nachfrage steigt.
  • EZB senkt Zinsen: Der Euro verliert an Attraktivität, das Währungsgefälle USD/EUR vergrößert sich.

Diese Dynamik verschärft die Dollar-Stärke – und damit die Preisschraube für Agrarprodukte.

 

Was bedeutet das für die Praxis?

  • US-Landwirte: Sie kämpfen mit geringerer Exportnachfrage, müssen Preise absenken oder auf andere Märkte ausweichen.
  • EU-Landwirte:
    • Vorteil: Ein schwächerer Euro macht EU-Exporte (z. B. Weizen, Milchprodukte) für Drittländer attraktiver.
    • Nachteil: Importe wie Dollar-fakturierte Düngemittel oder Maschinen werden teurer – die Produktionskosten steigen.
  • Importabhängige Länder: Sie brauchen mehr Devisenreserven oder müssen Subventionen erhöhen, um Grundnahrungsmittel bezahlbar zu halten.
  • Händler und Konzerne: Sie setzen auf Währungsabsicherungen (Hedging), um Kursschwankungen zu puffern.

 

Fazit: Der Dollar bleibt der Taktgeber

Solange der Dollar als Leitwährung den Agrarhandel dominiert, bleiben alle Marktteilnehmer von seiner Entwicklung abhängig. Die aktuelle Zinspolitik von Fed und EZB unterstreicht diese Abhängigkeit – und macht klar: Wer global agiert, muss die Währungsrisiken im Blick behalten.

Tipp für Landwirte und Händler: Beobachten Sie nicht nur Ernteprognosen, sondern auch die nächsten Zinsentscheide der Fed und die Reaktionen der EZB. Denn auch am Devisenmarkt entscheidet sich, wie viel Ihre Ernte wert ist.

Nützliche Links zum Thema:

Auch in den Marktupdates der unten verlinkten Folge 137 vom Agrarmarktpodcast geht es die Auswirkungen der US Zölle und der sich ändernden Wechselkurse. Hört gern mal rein!